Oberbayerisches Volksblatt Rosenheim, 1.11. 2005

 

Barbies in Plexiglas über den Köpfen
Kunstprojekte in der Quest-Kunstmühle

Ungewöhnlich ist das Projekt von Augusta Laar, das bis Mitte Januar im Cafe Dinzler in der Rosenheimer Quest-Kunstmühle zu sehen ist. Hoch über den Köpfen der vielen Gäste im Restaurant hängen Installationen, umhüllt von Plexiglas, die weggeworfenen Dingen eine neue Aufmerksamkeit geben. Barbie und Ken, Plastikblumen, kleine Spielzeugmonster, goldene Engelsflügel, ein einzelnes Puppenbein, Plastiktiere wie knallgelbe Entlein, vergoldete  Hirsche, nackte, glitzerbeklebte Figuren, verbundene Ärmchen, verbogene Glieder sind in den verschiedenen gläsernen Kästen in Arrangements vereint, die bei genauer Betrachtung eher gruselig als fröhlich-bunt wirken.

Die Installationskünstlerin, Musikerin und Lyrikerin Augusta Laar aus Krailling verwendet seit langem Puppen, besonders Barbie-Puppen, in ihn Gestaltungen. Hinter Flitterglanz, schönem Schein verbirgt sich Depression, die abgerissenen Glieder erzählen nicht nur von äußerer Zerstörung. Das Barbie-Paar, zusammengepresst in einer Vitrine mit all dem Plastikkram um sich herum, erstickt in der erdrückenden Umgebung. Die Zusammenstellung von Barbie-Meerjungfrau zwischen Fischlein, einem Baby und einem Kapitän erzählt eine traurige Geschichte.

In der Kaffeerösterei im dahinter liegenden Baum hat Augusta Laar ihr Projekt „Madonna sagt“ in den Rotunden der Fensterbänke und an den Wänden angebracht. „Mail-Art“ ist in der Kulturszene eine bekannte Kunstrichtung. Augusta Laar wurde vor neun Jahren dazu inspiriert, als ihr in einer Kneipe eine Karte mit einer kitschigen Madonnen-Figur auffiel und sie in einem Traum die titelgebende Anregung „Madonna sagt“ sah. Die Künstlerin versandte Karten mit einem Madonnenbild und beschrieb die Rückseite mit Gedichtzeilen. Bemalt und beschrieben kamen die Karten zurück. Mittlerweile, nachdem sie an die 600 Karten verschickt hat, ist ihr Fundus auf 250 Karten aus 15 Ländern angewachsen.

Für Laar, die sich selbst als tief gläubig bezeichnet, bedeutet dieses Projekt, für das sie oft sehr berührende Repliken bekommt, sehr viel. Meist sind es Menschen aus dem Kunstbereich, die sich an diesem Projekt beteiligen, der Kreis weitet sich ständig. Die Karten sind übermalt, beklebt, mit Skizzen bezeichnet, betextet oder von einem Nagel durchbohrt. Damit wird die Karte zum Schnittpunkt Dichtung/Objekt - eine Verbindung von immaterieller und materieller Kommunikation.
Die Ausstellung ist bis 16. Januar zu sehen.
von Margrit Jacobi